Als ich mit Tango anfing, kosteten Milongas in Berlin klassischerweise 5 Euro Eintritt. Inzwischen öffnen nur noch sehr wenige Milongas ihre Pforten für einen Fünfer. Der übliche Eintrittspreis beträgt 6 Euro und die nächste Preiserhöhung steht vermutlich kurz bevor. Einige Milongas verlangen heute schon 7 Euro. Andere erlauben sich nur dann einen Aufpreis, wenn es Livemusik oder Auftritte gibt. Die aktuell teuerste regelmäßige Milonga in Berlin hat den stolzen Eintrittspreis von 10 Euro. Wenn man sich in Social Media als Werbeträger*in hergibt, gibts 3 Euro Rabatt und man darf für 7 Euro hinein.
Mit etwas Livemusik und Show kosten Milongas im Extremfall auch mal 15 Taler. Da muss man am Eingang dann doch heftig schlucken.
Doch auch am anderen Ende des Preis-Spektrums ist was los – zum Glück für alle schmalen Geldbeutel: Zum Beispiel 2-for-1: Pro Person macht das dann 3 Euro, allerdings nur in der ersten Stunde des Abends. Da in Berlin viele Gäste möglichst spät erscheinen, belohnen mehrere Veranstalter*innen Early Birds mit Preisnachlässen verschiedenster Art. Ja und ab und zu gibt’s sogar Milongas ganz und gar auf Spendenbasis.
Bei Festivals sind die Milongas natürlich teurer, aber auch glamouröser, die Location oft besonders und die Atmosphäre international. 8-12 Euro kostet dann das Tanzen am Nachmittag, abends sind es 15-25 Euro, im Extremfall sogar knapp 30 Euro.
Bleiben noch Marathons, die es in dieser Stadt in unterschiedlichster Ausprägung gibt. Für das ganze Wochenende kosten sie zwischen 80 und 140 Euro. Abhängig, u.a. von den Tanzzeiten und der inkludierten Verpflegung. Reist man anderswo zu einem Marathon, kommt man – wie man es auch dreht und wendet – insgesamt kaum unter 300 Euro (inkl. Marathongebühr, Transport, Übernachtung…) für ein Wochenende weg. Nach oben ist die Preisrange offen.
Wer sich das alles nicht leisten kann oder will und die Veranstalter*innen kennt, kann bei den „einheimischen“ Veranstaltungen übrigens manchmal einen „Tanzen gegen Mithilfe-Deal“ eingehen.
Was kostet der Tango denn nun so alles zusammen? Nehmen wir mal ein Paket aus:
1x Gruppenunterricht pro Woche in 45 Wochen im Jahr: 45 x 13 Euro = 585 Euro
1x Workshop alle 2 Monate: 6 x 30 Euro = 180 Euro
1x Privatstunde alle 3 Monate: 4 x 70 Euro = 280 Euro
1x Milonga pro Woche in 50 Wochen im Jahr: 50 x 6 Euro = 300 Euro
1x eine zweite Milonga pro Woche in 25 Wochen im Jahr: 25 x 6 Euro = 150 Euro
1x eine dritte Milonga pro Woche in 15 Wochen im Jahr: 15 x 6 Euro = 90 Euro
Insgesamt entspricht das einem Tango-Jahresbudget von 1.585 Euro, 132 Euro pro Monat – Festivals und Marathons nicht eingerechnet.
Zum Schluss noch ein Blick auf die Tango-Kleidung: Tangoschuhe für Frauen gehen bei ca. 140 Euro los und hoch bis 200 Euro. Üblich dürften wohl 160-170 Euro sein. Gebraucht findet man gute Exemplare auch deutlich günstiger.
Ein Tango-Rock kostet 60-80 Euro, das passende Oberteil dazu 50-70 Euro. Kleider gibts hier in Berlin für 110-140 Euro.
Ganze 300 Euro zahlt die Dame also für ein Tango-Outfit inklusive Schuhen. Doch wie schon an anderer Stelle erwähnt, kann Frau – wenn sie mag – natürlich auch mit anderer Kleidung wunderbar tanzen.
Ein Tipp am Ende: Sowohl Kleidung als auch Schuhe gibt es on- und offline deutlich günstiger und oft nicht viel schlechter Second-Hand zu kaufen.
*Alle Preise beziehen sich auf reale Angebote in Berlin (Stand: November 2018) und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Zu Teil I: Tango Kassensturz – Tango lernen
Schönen Gruß ans Controlling – ein wirtschaftlich orientiertes Unternehmen wäre bei dem Verhältnis von Schulungsstunden zu Arbeitsstunden zügig insolvent!
Wie man sieht wird Tango recht preiswert, sobald man auf das kontinuierliche Händchenhalten durch Tanzlehrer verzichten kann.
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Ich gebe es zu, ich beneide dich um deine Fähigkeit zu dieser Zusammenstellung. Wenn ich so etwas anfange, dann tut es mir… irgendwie immer weh; es schmerzt mich die Zahlen zu sehen. Daher verdränge ich solche Tätigkeiten.
Du führst sicherlich auch ein Haushaltsbuch.
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Nein, das mit dem Haushaltsbuch nehme ich mir zwar immer vor, mache es dann aber doch nicht.
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Das Geld kommt und geht. Ich bin glücklicherweise in der Lage, mir nicht weiter Gedanken zur Finanzierung meiner Tangoleidenschaft machen zu müssen und bin gerne bereit hier die Veranstalter zu unterstützen, auch wenn mich die Flasche Wasser auf ner Milonga mehr als ne halbe Kiste Bier vom Discounter kostet.
Die Mehrzahl meiner Mittänzer kommt aus sozialen Verhältnissen, denen es ebenso gehen sollte.
Wäre gerne bereit auf Milongas den doppelten Eintritt zu zahlen, um jemanden, der es sich nicht so einfach leisten kann, einen freien Eintritt zu ermöglichen.
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