Ein graziles Wesen wackelt verschüchtert durch den Raum. Tangobambi stolpert wieder über das Parkett. Die langen Beine fast zu schwach, um das eigene Fliegengewicht zu stützen. Man merkt der Scheuen an, dass sie sich nicht wohlfühlt. Die Blicke der Fortgeschrittenen prallen wie Hagelkörner auf sie. Da gehen die Knie noch mehr durch, das Selbstbewusstsein neigt sich dem Tiefpunkt. Wir haben alle mal angefangen und uns nach und nach aufgerichtet. Die Tangoevolution beginnt mit ersten Schritten und aufmunternden Worten. Mein Tanzlehrer hat mir bestimmt schon nach der dritten Stunde gesagt, wie gut es schon klappen würde. Wahrscheinlich gehört das zum Konzept und jede von uns hat schon gehört, wie talentiert sie sei. Aus heutiger Sicht ist mir klar, dass das nicht wahr sein kann, aber dass ein bisschen Lob für Bambi lebensnotwendig ist. Mit der Zeit wird auch Bambi erwachsen. Bambi wird nicht mehr angeblickt, Bambi blickt selber hoch erhobenen Hauptes. Und aus dem Tango-Wackeldackel wird dann eine Rampensau, die nichts mehr bremsen kann. Mit dem richtigen Futter ist eben alles möglich.
Bambi? Den Begriff verwende ich ganz anders: Es gibt die Veranstaltungen, wo scheinbar nur Bambis unterwegs sind und egal wie die Tanzqulität auch sein mag: Sie werden aufgefordert….
Frau mit Normalfigur kommt sich dann vor wie ein unsichtbares Walross und verlegt den Abend, wenn es gut läuft, mit einer netten Walross-Bekannten und einer Flasche Prosecco auf die „ Waldorf und Statler“-Galerie….
Gefällt mirGefällt 1 Person
Liebe Frau S., so herrlich beschrieben! 🙂 Ich glaube, auf der Galerie ist es manchmal sogar lustiger als im Bambi-Stall. 😉
Gefällt mirGefällt mir